Ahimsa (Das Nicht-Verletzen) und Inklusion in Kinderyogaunterricht

 

 

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Ahimsa (Das Nicht-Verletzen) und Inklusion in Kinderyogaunterricht

Rachel Brooker

Als ich ca. 20 Jahre alt war, hat ein guter Freund mir zum Thema Rassismus gesagt:

Wenn du nicht Teil der Lösung bist, bist du Teil des Problems“.

was wiederum an ein Zitat von Eldridge Cleaver, US-Afroamerikanischer Schriftsteller und Aktivist, angelehnt ist. Mir – weiß, von liberalen Hippies erzogen – wurde schon immer erzählt, dass alle Menschen gleich viel wert sind und ich dachte, das bedeutet, dass ich eine der „Guten“ bin. Dennoch hatte ich viel zu lernen. Die meisten Menschen in meinem Umfeld, zumindest bis ich mit 18 an die Uni kam, waren weiß und stammten aus der Mittelklasse. Ich dachte, Rassismus sei etwas aus der Vergangenheit – und war extrem schockiert und verletzt von der Aussage oben.

Aber an diesem Tag begann ein sehr langer Lernprozess. Menschen, die der „Norm“ entsprechen (hier: helle Haut, deutsch, männlich, hetero, cis, usw.), können diesem Prozess ausweichen. Andere (dunkle Haut, weiblich, nicht hetero, trans, usw.) haben diesen Luxus nicht. Zudem weiß man nicht zwangsläufig über andere Vorurteile Bescheid, wenn man selbst welchen ausgesetzt ist. Ich als Frau habe zwar Sexismus erlebt, verstehe aber dadurch nicht automatisch, wie es ist, jeden Tag mit Rassismus konfrontiert zu werden.

Aber für jeden von uns ist es wichtig, den Weg der Reflektion zu gehen. Reflektion gehört zum yogischen Weg, und Reflektion über Inklusion gehört zu unserem Weg als Yogalehrende, weil wir selbstverständlich Heilsames bewirken wollen und nicht unbewusst Menschen ausschließen oder ihnen schaden möchten. Denn inzwischen glaube ich wirklich: Wer nicht reflektiert über Diversität und Inklusion, wird unbewusst das Problem weiterführen. Wer nicht Teil der Lösung ist, wie wir das alle sein können, ist tatsächlich Teil des Problems.

Wir haben als Kinderyogalehrer Autorität – alleine schon, weil wir vor einer Gruppe sprechen. Unsere Stimme wird automatisch als Mehrheit gesehen. Deshalb, um ahimsa zu üben, um nicht mit unseren Worten zu verletzen, müssen wir sehr darauf bedacht sein, was wir vermitteln und wie wir uns ausdrücken. Wenn wir von Normen oder Stereotypen ausgehen, die jedoch nicht für alle Kinder gelten („ihr habt alle eine Mama und einen Papa, ja?“), dann fühlen sich die nicht betroffenen Kinder nicht gesehen oder sogar negativ bewertet. Sie denken „ich bin anders“ und empfinden das nicht als positiv. Es braucht nur sehr wenig, um jemanden aus Versehen auszugrenzen.

Deshalb ist es unsere Verantwortung, uns selbst – im Voraus und immer wieder zwischendurch – Fragen zu stellen. Wie stehen wir zu unterschiedlicher Herkunft, Geschlechtsidentitäten, Familienstrukturen? Haben wir Vorurteile, die wir evtl. unbewusst an unsere Yogateilnehmer weitergeben? Vorurteile können abgebaut werden durch Reflektion und Kontakt: Kontakt mit neuen Informationen und neuen Menschen – Menschen, die anders sind als wir selbst.

Hilfreich dabei ist es, grundsätzlich nie davon auszugehen, dass du jetzt endlich alles weißt. Bleibe stets neugierig und offen und stelle lieber Fragen. Wir machen alle Fehler und lernen nie aus. Das Wichtigste ist, dass wir nicht in Abwehrhaltung gehen, sondern bereit sind zu lernen und offen zu kommunizieren. Wird uns z.B. Rassismus vorgeworfen, wäre es sehr gesund mit „Wie? Was ist passiert? Bitte erzähl mir mehr,“ zu reagieren anstatt mit „Bin ich doch gar nicht!“.

Viele Dinge, die jemand anderen verletzen, werden aus Unwissenheit gesagt. Es ist jedoch eine innere Haltung, dafür Verantwortung zu übernehmen und durch seine Fehler zu wachsen. Setze dir als Ziel, immer mehr Menschen in das „Wir“, das wir kreieren wenn wir sprechen und unterrichten, vollständig einzubeziehen.

-Auszug aus das Turiya Kinderyoga Ausbildung Handbuch, von Ausbildungsleitung Rachel Brooker

Foto: Teilnehmer bei Turiya Kinderyoga an Fanny Hensel Grundschule. Mehr zur Projekt im Blogeintrag Kinderyoga im Herzen Kreuzbergs.

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