Kinderyoga? Ein weiterer Trend für den übersättigten Wellnessmarkt? Oder das Schulfach der Zukunft? Und reicht „Erwachsenenyoga“ nicht irgendwie aus?
Turiya-Gründerin Rachel Brooker ist da kategorisch: Yoga ist für sie nicht nur Gemeingut, sondern auch unser aller Geburtsrecht. Deshalb möchte sie dieses wertvolle Werkzeug zur Selbstregulierung und für ganzheitliches Wohlbefinden unbedingt schon an die Kinder weitergeben.
Die zunehmende sensorische Überflutung, die schon uns Erwachsenen zu schaffen macht, geht natürlich an unseren Kindern erst recht nicht spurlos vorbei. Und da die Außenwelt sich nun einmal schlecht auf Kommando abstellen lässt, brauchen unsere Kinder eine besonders starke Innenwelt, um mit den Reizen von außen flexibel umgehen zu können. Und hier kommt Yoga ins Spiel …
Yoga stärkt ihren Körper ebenso wie ihren Geist. Im Vertrauen auf diese Kraft entsteht Selbstwirksamkeit, die ihnen in schwierigen Situationen hilft – z. B. bei schulischen Misserfolgen, Konflikten mit den Eltern oder anderen Kindern oder großen Veränderungen.
Wohl alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder ein glückliches Leben und hoffen, dass sie zu zufriedenen „großen“ Menschen heranwachsen. Da unser Einfluss auf die zukünftigen Lebensereignisse unserer Kinder aber (glücklicherweise) begrenzt ist, ist das Einzige – und vielleicht Wirksamste –, was wir machen können, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass sie gut mit sich selbst umgehen. Denn wie wir später als Erwachsene im Stillen zu uns selbst sprechen, wie wir mit uns selbst umgehen, das wird in der Kindheit geprägt. Lernen wir schon als Kinder beim Yoga, auf unseren Körper, und damit auch auf seine Grenzen, zu achten, fällt es uns später leichter, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Und unsere innere Stimme ist dann liebevoller. Mit uns selbst und mit anderen.
Aber natürlich hilft Yoga den Kindern auch in ganz kurzfristiger Hinsicht: Es erhöht ihre unmittelbare Konzentrationskraft, vergrößert ihre Sozialkompetenz, hilft ihnen, nach langem Sitzen überschüssige Energie aus den Gliedern zu holen, und sorgt dadurch für mehr Ruhe.
Bleibt also nur noch die Frage, wie wir ihnen diese jahrtausendalte indische Philosophie am besten näherbringen können. „Kinderyoga ist „echtes“ Yoga“, betont Rachel Brooker. Denn auch wenn es unerlässlich ist, den Kindern die Inhalte auf spielerische Weise zu vermitteln, darf der Kern der Yogalehre weder zur reinen Turnübung verwässert, noch sollte Yoga zu einem weiteren leistungsorientierten Element im Alltag der Kinder verzerrt werden. Eine klassische Yogastunde für Erwachsene in Kurzform abzuspulen, reicht auch nicht aus: Die Kinder können mit den vielen Anweisungen und abstrakten Informationen nicht viel anfangen und sind vom Tempo schnell gelangweilt. Eine wilde „auspowernde“ Sportstunde wiederum bringt sie zwar abends vielleicht schneller ins Bett, aber dem bewussten Einklang von Körper und Geist nicht unbedingt näher.
Es sind also Spezialisten gefragt!
Turiya Yoga bietet im Frühjahr 2019 erstmals eine Kinderyogalehrerausbildung in Berlin an. Schwerpunkte sind: Yoga für Kinder mit Bewusstheit und mit philosophischem Hintergrund unterrichten, Kinder stärken, Lehrer stärken.